Interview mit Gunnar Harms zur Regionalgruppe Leverkusen

Mit der neuen Energiegewinner-Regionalgruppe in Leverkusen hat sich am 29. April 2021 bereits die dritte Regionalgruppe der Energiegewinner eG gegründet. Damit ihr wisst, mit wem Ihr es hier zu tun habt, haben wir mit einem der Gründungsmitglieder, Gunnar Harms, ein kurzes Interview geführt.

1. Wie ist die Regionalgruppe Leverkusen entstanden und wer hat sie gegründet?

Wir haben uns aus Interesse am Klimaschutz zusammengefunden und uns gefragt, warum in Leverkusen bislang kaum Solardächer zu sehen sind. Andere Städte sind da schon viel weiter. Aus meiner eigenen Arbeit in Energiegenossenschaften, insbesondere in Wuppertal bei der Bergischen Bürger Energie Genossenschaft eG und im Bündnis Bürgerenergie, weiß ich, dass es oft ein großes Interesse an Erneuerbaren Energien vor Ort gibt. Die örtlichen Energieversorger bzw. Stadtwerke berücksichtigen dieses Interesse allerdings oft nicht oder können schlicht keine Lösungen zu wettbewerbsfähigen Kosten anbieten. Daher treiben die Bürger vor Ort die Energiewendehäufig , z.B. mit Energiegenossenschaften, selbst voran.

Zur Abwendung der Klimakatastrophe bleibt nicht mehr viel Zeit – das zwingt zum Handeln. Eigeninitiative statt Verharren in verantwortungsloser Energie- und Klimapolitik ist notwendig. Wir müssen endlich mit dem Nichtstun aufhören. Aus dieser Motivation heraus ergab sich die Überlegung, in Leverkusen eine Bürgerenergiegenossenschaft zu gründen. Da ich bereits langjähriges Mitglied bei den Energiegewinnern bin und auch deren Erfahrung und Fachkompetenz aus der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit in Wuppertal schätzen gelernt habe, war die Entscheidung ganz einfach: Wir müssen keine neue Genossenschaft gründen. Es ist auch nicht notwendig, ehrenamtlich viel Aufwand, Mühe und einen langen Lernprozess mit zahlreichen schlechten Erfahrungen auf uns zu nehmen. Stattdessen haben wir beschlossen, uns den Energiegewinnern auf der anderen Rheinseite einfach anzuschließen.

2. Welche Rolle spielen Sie in der Gruppe und was sind Ihre Aufgaben?

In unserer Regionalgruppe Leverkusen bin ich der Ansprechpartner. Das bezieht sich sowohl auf die Mitglieder der Regionalgruppe, wenn es um die Kommunikation mit der Zentrale in Köln geht, als auch auf die Kommunikation der Energiegewinner in Köln mit den Mitgliedern der Regionalgruppe. Neben dieser Kommunikationsaufgabe sehen wir uns als örtliche „Außenstelle“ der Energiegewinner hier in Leverkusen. Es geht uns zuallererst darum, dass Klimaschutz und Energiewende endlich hier vor Ort vorankommen. Eines unserer Ziele ist dabei beispielsweise die Installation von Solaranlagen auf möglichst allen geeigneten Dächern. Und zwar nicht irgendwann, sondern jetzt, so schnell wie möglich und so bürgernah wie möglich. Um das umsetzen zu können besteht unsere Hauptaufgabe darin, geeignete Dächer zu finden und dafür zu sorgen, dass sie mit Solaranlagen versehen werden. Das Geschäfts- oder Beteiligungsmodell ist dabei für uns zweitranging – wichtig ist, dass Anlagen gebaut werden. Jede verdrängte Kilowattsunde Kohlestrom ist ein Sargnagel für die Kohleverstromung und ein Gewinn für uns alle: Für das Klima, für den Verbraucher, für die Genossenschaft – und für unsere Kinder und Enkel.

3. Was macht den Standort Leverkusen aus? Welche Besonderheiten gibt es?

Der Standort Leverkusen ist sowohl durch seine Lage im Kreuzungspunkt zweier vielbefahrener Autobahnen als auch durch die zum großen Teil alten, großindustriellen Strukturen geprägt.

Leverkusen ist eine Industriestadt, die gerade in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit erheblichen Nachholbedarf in sehr vielen Bereichen hat, allen voran in der erneuerbaren Energieversorgung. Da ist bislang vergleichsweise sehr wenig, eigentlich fast nichts geschehen.

4. Warum habt ihr eine Energiegewinner-Regionalgruppe gegründet und keine eigene Genossenschaft?

Warum sollte man das Rad neu erfinden? Mit den Energiegewinnern in Köln gibt es quasi vor Ort, nur den sprichwörtlichen Katzensprung entfernt, eine etablierte, sehr umtriebige und erfolgreiche Energiegenossenschaft – die sogar Profis sind und nicht nur ehrenamtlich arbeiten. Das ist ein enormer Vorsprung an Professionalität und Erfahrung.

Warum sollte man das nicht nutzen, wenn man das gleiche Ziel hat und die notwendigen Strukturen vor Ort vorhanden sind?

5. Was wollt ihr als Regionalgruppe erreichen und was sind eure Pläne in naher Zukunft?

Wir wollen Gebäude mit geeigneten Dächern ausfindig machen, mit den Gebäudeeigentümern und Stromverbrauchern im Gebäude und im Umfeld ins Gespräch kommen, Interesse wecken und letztlich Solaranlagen installieren – so viel wie möglich und so schnell wie möglich. Das ist im Kern eigentlich schon alles, was wir erreichen wollen.

Unser Plan ist es, diese Aktivitäten sinnvoll zu strukturieren und dabei effizienter und professioneller zu werden.

Damit wir sichtbarer sind und von der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen werden, möchten wir auch Veranstaltungen organisieren oder uns auf Veranstaltungen präsentieren, sobald solche Dinge wieder erlaubt sind.

6. Was erhoffen Sie sich durch die Regionalgruppe?

Wir erhoffen uns mehr Klimaschutz in unserer Stadt und der Region. Außerdem hoffen wir auf eine Vorbildwirkung, denn gute Beispiele machen Schule. Wir wollen zeigen, dass es auch einfach geht: vor Ort, bürgernah und schnell. Wir stellen uns die Energiewende zum Mitmachen für jedermann im tripple-i-Format vor: Innovation, Inspiration und dann Investition. Je mehr Menschen dabei mitmachen, umso besser. Weitere engagierte Unterstützer, die sich bei uns aktiv beteiligen möchten, sind immer willkommen.

Eine erste Kontaktaufnahme kann z.B. gern über unsere Emailadresse leverkusen@energiegewinner.de erfolgen.

Jeder kann dazu beitragen, für unsere Kinder und Enkel die Klimakatastrophe noch zu verhindern.

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