In der letzten Woche kam ich mit einem unserer Mitglieder am Telefon ins Gespräch. Dabei erfuhr ich, dass er über den Sommer seine Freunde im sonnigen Portugal besucht hatte. Nach seiner Ankunft am Flughafen reiste er mit dem Zug weiter in den Norden des Landes und war über die zahlreichen Windräder in der Landschaft verwundert. Vergleichsweise gäbe es dort nochmal mehr Windkraftanlagen als an seinem eigenen Wohnort in der Eifel. Da ich selbst noch nicht auf diesem Teil der iberischen Halbinsel gewesen war, wurde ich neugierig und wollte mehr erfahren.

Portugal als Rekordhalter

Überraschend war für mich nach kurzer Recherche, dass die Portugiesen uns Deutschen in Sachen Energiewende schon um einiges voraus sind. Im März 2016 schaffte es das Land, den gesamten Strombedarf 107 Stunden lang mit CO₂-freiem Strom aus erneuerbaren Energien zu decken. Zum Vergleich: in Deutschland konnte man dies bislang nur einige Stunden lang an einem ohnehin sonnigen Wochenende erreichen. Da verwundert es nicht, dass Portugal die Deutschen in vielen Statistiken überholt.

Zahlen und Fakten

In Portugal selbst gibt es zwar keine Atomkraftwerke, aber auch der Import von Atomstrom aus anderen EU-Ländern ist stark zurückgegangen. Der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien an der Gesamtstromversorgung beträgt bereits über 50 %. Davon entstammen 30 % aus Wasserkraft, 23 % aus Windenergie und der Rest aus Solarstrom. Mit idealen Windbedingungen und fast 3.000 Sonnenstunden im Jahr herrschen hier auch die besten Voraussetzungen dafür.

Seit 2004 fördert die portugiesische Regierung insbesondere den Ausbau der Windenergie. So konnte man bis heute bereits Windanlagen mit einer Kapazität von über 5.000 Megawatt installieren. Dies macht die Windenergie zu einer der bedeutendsten Branchen der Wirtschaft des Landes und erklärt auch die vielen Windkraftanlagen, die unser Mitglied vor Ort bewundern konnte. Der Anteil der Windenergie am Gesamtstrommix im Land hat sich seit dem fast verdreifacht, der Solarstromanteil immerhin verdoppelt.

100% autarke Stromversorgung mit erneuerbaren Energien

Interessant ist auch, dass es vor einigen Jahren in Portugal noch eine Einspeisepflicht für den aus regenerativen Quellen produzierten Strom gab. Seit Januar 2015 ist es Privathaushalten und der Industrie nun erlaubt, Strom zu 100% für den Eigenverbrauch vor Ort zu produzieren. Durch diese Gesetzesänderung entstand die Möglichkeit zur weiteren Dezentralisierung der Stromversorgung durch die Installation von autarken Selbstversorgungseinheiten. Hierdurch schaffte man es, insbesondere den Ausbau von Solarstromanlagen kleiner und mittlerer Größe weiter voranzutreiben. Daher sieht man vor allem in den ländlicheren Regionen des Landes immer häufiger Haushalte, die sich vor allem mit kleinen Solarstromanlagen unabhängig vom nationalen Stromnetz völlig selbstversorgen.

Für uns ist Portugal damit nicht nur ein spannendes Urlaubsland, sondern auch ein interessantes Beispiel zum Thema Energiewende.

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